Maria als Mutter der Schönen Liebe (Wessobrunner Gnadenbild)Ende des 18. JahrhundertsDer Aussermoarhof in St. Martin diente seit ca. 1719 als Wohn- und Werkstattsitz des Malers Nikolaus Auer und seiner Söhne, weshalb er noch heute als "Malerhaus" bezeichnet wird. Es handelt sich um das Geburtshaus des Priesters Michael Winnebacher, das dieser im Jahr 1716 an Nikolaus Auers spätere Frau Maria Pichler verkauft hat. Um 1770 sah sich Johann Benedikt Auer aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten gezwungen, den Hof zu verkaufen. Die Fassadenmalereien, die sich keinem der bekannten Vertreter der Passeirer Malerschule zuschreiben lassen, sind wohl erst unter den nachfolgenden Besitzern entstanden.Über der Tür des Aussermoarhofs in St. Martin ist eine Rocaillekartusche mit einer Kopie des ehemals in der Klosterkirche und heute in der Pfarrkirche von Wessobrunn in Oberbayern verwahrten, hochverehrten Gnadenbildes der Maria als "Mutter der Schönen Liebe" angebracht. An das Wessobrunner Gnadenbild gemahnen das nach links geneigte Haupt und der gesenkte Blick der Jungfrau, ihr weißes Seidengewand mit edelsteinbesetzter Borte und ihr blauer Mantel sowie der Blütenkranz aus Rosen und Lilien auf ihrem Haupt. Das Original wurde um 1700 im Benediktinerkloster Prüfening bei Regensburg von dem Ordensbruder Innozenz (Franz) Metz gemalt und gelangte über den Benediktinerpater Plazidus Angermayr in das Kloster Wessobrunn. Nachdem es um 1706 auf dem Hochaltar der Wessobrunner Klosterkirche angebracht worden war, wurde es zum Bezugspunkt einer von Angermayr 1710 errichteten Bruderschaft zur Verehrung der Unbefleckten Empfängnis Marias und zum beliebten Wallfahrtsziel. Die Bezeichnung Marias als "Mutter der Schönen Liebe" geht auf eine im alttestamentlichen Buch Jesus Sirach (Ecclestiasticus, 24,18) überlieferte Selbstbezeichnung der göttlichen Weisheit zurück, die von den Exegeten auf den Heiligen Geist und auf Maria als "Braut des Heiligen Geistes" bezogen wurde. Die Verehrung Marias als "Mutter der Schönen Liebe" war insbesondere mit dem Fest der Unbefleckten Empfängnis Marias am 8. Dezember verbunden. Im Passeiertal wurde das Wessobrunner Gnadenbild durch den Mooser Kuraten Michael Winnebacher bekannt gemacht, der im Jahr 1717 - anlässlich der Errichtung der am rechten Seitenaltar der Mooser Pfarrkirche angesiedelten Bruderschaft von der Unbefleckten Empfängnis Marias - wohl von dem Meraner Maler Sebastian Perger eine Kopie davon anfertigen ließ. Über das Vorbild hinausgehend weist Maria auf dem Fresko an der Fassade des Aussermoarhofs einen Brustschmuck mit dem Christusmonogramm auf. Der Kranz von zwölf Sternen um ihr Haupt kann als zusätzlicher Verweis auf die Unbefleckte Empfägnis Marias verstanden werden.
| Objektbezeichnung: | Fassadenfresko | |
| Titel: | Maria als Mutter der Schönen Liebe (Wessobrunner Gnadenbild) | |
| Künstler: | Unbekannter Maler | |
| Standort: | St. Martin in Passeier, Aussermoarhof ("Malerhaus") (kann besichtigt werden) | |
| Schlagwort: | Maria, Gnadenbild | |
| Technik: | Fresko | |
| Fotonachweis: | MuseumPasseier |
