Maria als Mutter der Schönen Liebe (Wessobrunner Gnadenbild)um 1751/53 oder späterDer Kupferstich, der mittels Stilvergleich dem als Maler und Kupferstecher tätigen Johann Benedikt Auer zugeschrieben werden kann, zeigt als auf einem Sockel aufruhendes gerahmtes "Bild im Bild" eine Kopie des ehemals in der Klosterkirche und heute in der Pfarrkirche von Wessobrunn in Oberbayern verwahrten, hochverehrten Gnadenbildes der Maria als "Mutter der Schönen Liebe". Charakteristisch für das Wessobrunner Gnadenbild und seine Kopien sind das nach links geneigte Haupt und der gesenkte Blick der Jungfrau, ihre aus einem Seidengewand und einem Mantel zusammengesetzte Tracht sowie der Blütenkranz aus Rosen und Lilien auf ihrem Haupt. Das Original wurde um 1700 im Benediktinerkloster Prüfening bei Regensburg von dem Ordensbruder Innozenz (Franz) Metz gemalt und gelangte über den Benediktinerpater Plazidus Angermayr in das Kloster Wessobrunn. Nachdem es um 1706 auf dem Hochaltar der Wessobrunner Klosterkirche angebracht worden war, wurde es zum Bezugspunkt einer von Angermayr 1710 errichteten Bruderschaft zur Verehrung der Unbefleckten Empfängnis Marias und zum beliebten Wallfahrtsziel. Die Bezeichnung Marias als "Mutter der Schönen Liebe" geht auf eine im alttestamentlichen Buch Jesus Sirach (Ecclestiasticus, 24,18) überlieferte Selbstbezeichnung der göttlichen Weisheit zurück, die von den Exegeten auf den Heiligen Geist und auf Maria als "Braut des Heiligen Geistes" bezogen wurde. Die Verehrung Marias als "Mutter der Schönen Liebe" war insbesondere mit dem Fest der Unbefleckten Empfängnis Marias am 8. Dezember verbunden. Über das Vorbild hinausgehend weist Maria auf dem Kupferstich Johann Benedikt Auers einen Brustschmuck mit einem Medaillon auf. Der Kranz von zwölf Sternen um ihr Haupt kann als zusätzlicher Verweis auf die Unbefleckte Empfägnis Marias verstanden werden. Die im Scheitel des Rahmens angebrachte Krone spielt auf Marias Rolle als Himmelskönigin an. In der Inschrift auf dem Sockel wird eine Stelle aus dem Jubel über die alttestamentliche Judit in typologischem Sinne auf Maria bezogen: „TU / Hono- / rificentia / Populi / Nostri. Judith C. 15.“ - „Du die Ehre unserers Volkes" (Judit 15,9). Diese Stelle aus dem Buch Judith ist etwa auch in dem seit dem vierten Jahrhundert nachweisbaren Gebet „Tota pulchra es Maria“ („Ganz schön bist du Maria“) enthalten. Die Kopie des Wessobrunner Gnadenbilds auf dem Kupferstich ist in ein Geflecht von Gnadenstrahlen eingebunden, über die letztlich auch ein Bezug zur Stadt Bozen hergestellt wird. Während in der rechten oberen Ecke des Blattes zwei geflügelte Puttenköpfe zu Maria herabblicken, ist in der linken oberen Ecke das vom Dreieck der Trinität umschlossene Auge der göttlichen Vorsehung wiedergegeben, von dem ein Gnadenstrahl in Richtung Marias ausgeht. In der linken unteren Ecke hält ein Engelsputto einen Spiegel empor, in der rechten unteren Ecke präsentiert ein weiterer Putto das Bozner Stadtwappen mit einem Spruchband mit der Aufschrift „Honor Bulsani“ - „Bozens Ehre“. Der Spiegel dient dazu, um den vom Medaillon auf der Brust Marias ausgehenden Gnadenstrahl in Richtung des Sterns im Bozner Stadtwappen weiterzuleiten. Maria wurde und wird in Bozen als Pfarr- und Stadtpatronin verehrt. Der Kupferstich kann während Johann Benedikt Anton Auers Aufenthalt in Bozen um 1751/53, aber auch erst nach seiner anschließenden Rückkehr an seinen Heimatort St. Martin in Passeier entstanden sein.
| Objektbezeichnung: | Kupferstich | |
| Titel: | Maria als Mutter der Schönen Liebe (Wessobrunner Gnadenbild) | |
| Künstler: | Johann Benedikt Auer | |
| Standort: | Innsbruck, Bibliothek des Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum | |
| Inhaber: | Innsbruck, Bibliothek des Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum | |
| Schlagwort: | Maria | |
| Technik: | Kupferstich | |
| Fotonachweis: | Bibliothek des Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck |
