Maria als Mutter der Schönen Liebe (Wessobrunner Gnadenbild) zwischen den Heiligen Franziskus und AntoniusEnde des 18. JahrhundertsDas "Hohe Haus" im Dorfzentrum von St. Martin in Passeier verdankt seinem Namen der auf einen Umbau des ausgehenden 18. Jahrhunderts zurückgehenden Dreigeschoßigkeit, mit der es einst alle umliegenden Bauten übertraf. Es diente ursprünglich als Spital und als Armenversorgungshaus.Die mittlere von drei Rocaille-Kartuschen an der Westfassade des "Hohen Hauses" in St. Martin in Passeier zeigt eine seitenverkehrte, vom Brustbild zur Halbfigur erweiterte Kopie des ehemals in der Klosterkirche und heute in der Pfarrkirche von Wessobrunn in Oberbayern verwahrten, hochverehrten Gnadenbildes der Maria als "Mutter der Schönen Liebe". An das Wessobrunner Gnadenbild gemahnen das geneigte Haupt und der gesenkte Blick der Jungfrau, ihr weißes Seidengewand mit edelsteinbesetzter Borte und ihr blauer Mantel sowie der Blütenkranz aus Rosen und Lilien auf ihrem Haupt. Das Original wurde um 1700 im Benediktinerkloster Prüfening bei Regensburg von dem Ordensbruder Innozenz (Franz) Metz gemalt und gelangte über den Benediktinerpater Plazidus Angermayr in das Kloster Wessobrunn. Nachdem es um 1706 auf dem Hochaltar der Wessobrunner Klosterkirche angebracht worden war, wurde es zum Bezugspunkt einer von Angermayr 1710 errichteten Bruderschaft zur Verehrung der Unbefleckten Empfängnis Marias und zum beliebten Wallfahrtsziel. Die Bezeichnung Marias als "Mutter der Schönen Liebe" geht auf eine im alttestamentlichen Buch Jesus Sirach (Ecclestiasticus, 24,18) überlieferte Selbstbezeichnung der göttlichen Weisheit zurück, die von den Exegeten auf den Heiligen Geist und auf Maria als "Braut des Heiligen Geistes" bezogen wurde. Die Verehrung Marias als "Mutter der Schönen Liebe" war insbesondere mit dem Fest der Unbefleckten Empfängnis Marias am 8. Dezember verbunden. Im Passeiertal wurde das Wessobrunner Gnadenbild durch den Mooser Kuraten Michael Winnebacher bekannt gemacht, der im Jahr 1717 - anlässlich der Errichtung der am rechten Seitenaltar der Mooser Pfarrkirche angesiedelten Bruderschaft von der Unbefleckten Empfängnis Marias - wohl von dem Meraner Maler Sebastian Perger eine Kopie davon anfertigen ließ. Über das Vorbild hinausgehend weist Maria auf dem Fresko an der Fassade des "Hohen Hauses" einen Brustschmuck mit dem Christusmonogramm auf. In ihrer rechten Hand hält sie eine Lilie als Reinheitssymbol.
In der linken Kartusche ist der Hl. Franziskus bei der Verehrung des gekreuzigten Christus dargestellt. Die rechte Kartusche zeigt die seit dem Barock am häufigsten wiedergegebene Szene der im „Liber miraculorum“ geschilderten Legende des Hl. Antonius von Padua: die Vision des Christuskindes, mit der sich der Franziskaner in einem Moment des Studiums und der Kontemplation konfrontiert sah. Die drei Heiligenbilder an der Westfassade des "Hohen Hauses" stammen von demselben Maler wie das Josefsfresko an der Nordfassade.
| Objektbezeichnung: | Fassadenfresko | |
| Titel: | Maria als Mutter der Schönen Liebe (Wessobrunner Gnadenbild) zwischen den Heiligen Franziskus und Antonius | |
| Künstler: | Mitarbeiter des Joseph Haller (?) | |
| Standort: | St. Martin in Passeier, Hohes Haus (ehemaliges Spital), Westfassade (kann besichtigt werden) | |
| Schlagwort: | Maria, Gnadenbild, Heilige | |
| Technik: | Fresko | |
| Fotonachweis: | MuseumPasseier |
