Die Heiligen Johannes und Paulus in Verehrung der Maria mit dem Jesuskind1775Das von Anton Siess signierte und auf 1775 datierte Gemälde am linken Seitenaltar der Pfarrkirche St. Oswald in Mauls im Wipptal zeigt zwei männliche Heilige in Verehrung der Maria mit dem Jesuskind. Die beiden Männer werden traditionell mit den frühchristlichen römischen Märtyrerbrüdern Johannes und Paulus identifiziert, die im bäuerlichen Umfeld im deutschsprachigen Raum als „Wetterheilige“ verehrt wurden. Zu dieser Deutung passen die antikisierenden Rüstungen der zwei Heiligen, die beiden Schwerter und der Palmzweig als Hinweise auf ihr Martyrium sowie der am linken Bildrand aus dem dunklen Wolkenhimmel niedergehende Blitz. Der Schlüssel, den der links dargestellte Mann in seiner linken Hand emporhält, zählt hingegen nicht zu den charakteristischen Attributen der hll. Johannes und Paulus, sondern erinnert vielmehr an die Ikonographie des Apostels Petrus. Tatsächlich hat Siess bei der Wiedergabe dieses Mannes in seiner komplizierten gedrehten Haltung die Figur des Apostels Petrus auf einem Kupferstich des Fabio Berardi nach einer Bilderfindung von Giovanni Battista Pittoni kopiert. Berardi hatte diesen Kupferstich als Mitarbeiter des Joseph Wagner in Venedig gefertigt. Siess hat bei der Übertragung der Vorlage in sein Gemälde zwar die für Petrus als Apostel typische Tunika gegen eine Rüstung ausgetauscht und die Haar- und Barttracht des Mannes etwas weniger „petrusartig“ gestaltet. Von den zwei Schlüsseln, die der Apostel auf dem Kupferstich in seiner linken Hand Maria und dem Jesuskind entgegenstreckt, hat er jedoch eigenartigerweise zumindest einen in abgewandelter und vergrößerter Form übernommen.
Auch bei der Darstellung der von Engelsputten und Puttenköpfen umgebenen Maria mit dem Jesuskind hat sich Siess auf eine venezianische Vorlage bezogen: Zumal bei den zwei Engelsputten, die rechts von Maria schweben und ihren Umhang emporhalten, handelt es sich um eine getreue Kopie nach Giambattista Piazzettas Altargemälde mit der Marienvision des hl. Philipp Neri von 1726 in der Kirche Santa Maria della Consolazione (Santa Maria della Fava) in Venedig. Bereits 14 Jahre vor Siess hatte Johann Benedikt Auer in seinem Rosenkranzaltarbild für die Pfarrkirche von St. Leonhard in Passeier die Madonnengruppe aus Piazzettas Altarblatt kopiert. Als unmittelbare Vorlage dürfte sowohl Siess als auch Auer der Reproduktionsstich nach dem venezianischen Gemälde gedient haben, den Innocente Alessandri als Mitarbeiter Joseph Wagners hergestellt hatte. Johann Benedikt Auer hatte selbst in Wagners Kupferstecherschule in Venedig studiert und könnte die Stiche Berardis und Alessandris an Anton Siess vermittelt haben.
| Objektbezeichnung: | Gemälde | |
| Titel: | Die Heiligen Johannes und Paulus in Verehrung der Maria mit dem Jesuskind | |
| Künstler: | Anton Siess | |
| Standort: | Mauls, Pfarrkirche St. Oswald, linker Seitenaltar | |
| Inhaber: | Pfarre Mauls | |
| Schlagwort: | Heilige, Maria, Jesus | |
| Technik: | Öl auf Leinwand | |
| Fotonachweis: | Leo Andergassen |
