Anton Ferner
Seit etwa 1730 war mit Anton Ferner (1703-1788) in St. Martin in Passeier auch ein fähiger Bildhauer tätig, der die Kirchen des Passeiertals, aber auch des Meraner Raumes mit Altären, Kanzeln und Holzskulpturen versorgen konnte. Es wird angenommen, dass Ferner aus dem Tiroler Oberland stammte und bei dem bedeutenden Bildhauer Andreas Kölle (1680-1755) in Fendels seine Ausbildung erfuhr. Als Michael Winnebacher, der Kurat des Dorfes Moos im Hinterpasseier, bei Kölle zwei Altäre für die Pfarrkirche von Moos in Auftrag gab, könnte er auf Ferner aufmerksam geworden sein und ihn zur Niederlassung im Passeiertal angeregt haben. In St. Martin heiratete Ferner eine Nichte des Kuraten. In seiner Werkstatt waren auch sein Sohn Michael (1746-1795) und sein Schwiegersohn Nikolaus Scheiring (1735-1819) aus Flaurling bei Telfs im Tiroler Oberland als Bildhauer tätig. Ferner arbeitete eng mit den Mitgliedern der Malerfamilie Auer, mit Joseph Haller, aber auch mit dem Meraner Maler Josef Wengenmayr zusammen.
Die einzigen Altäre der Ferner-Werkstatt, die im Original erhalten blieben, sind der Kreuzaltar in der alten Pfarrkirche von Algund von 1740 und der Engelaltar in der Friedhofskapelle von Niederlana von 1746. Für die Pfarrkirche von St. Martin schufen Anton Ferner und seine Mitarbeiter den Hochaltar (1764-66), den Heilig-Blut-Altar (heute Herz-Jesu-Altar, 1771) und die Kanzel. Bei der Renovierung der Kirche in den Jahren 1864/65 wurden die barocken Altäre verkleinert und ein Teil ihrer Skulpturen auf die zwei damals neu errichteten Seitenaltäre übertragen. Die Skulpturen der Ferner-Werkstatt wurden teils stark überschnitzt und neu gefasst. Die Altäre der Kirche von Rabenstein im Hinterpasseier sind nur mehr bruchstückhaft überliefert. Der rechte Seitenaltar der Pfarrkirche von Hafling wurde 1994 seines Skulpturenschmucks beraubt.
Besonders typisch für die Arbeiten der Ferner-Werkstatt ist die reiche Verwendung der Rocaille - jener geschwungenen, flammen- und tropfenartige Formen ausbildenden Muschelornamentik, die dem Rokoko-Stil seinen Namen gegeben hat. In ikonographischer Hinsicht fällt eine Vorliebe für das Motiv des Schutzengels auf. Anton Ferners frühestes datiertes Werk und zugleich der einzige Beleg für seine Tätigkeit als Steinbildhauer ist das Johann-Nepomuk-Denkmal vor dem Rathaus in Sterzing von 1739.
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