Herz-Jesu-Verehrung und Franzosenkriege
Das Leben und Wirken von Benedikt Anton Auer (1761-1845), dem letzten Vertreter der Passeirer Malerschule, fällt in die Zeit der Koalitionskriege der europäischen Mächte gegen das revolutionäre Frankreich und des für das Passeiertal besonders ruhmreichen Tiroler Volksaufstandes gegen die bayerisch-französische Besatzung unter der Führung des Sandwirts Andreas Hofer. Nach Beda Weber hat der Maler selbst an „alle(n) Befreiungskriege(n)“ der Tiroler gegen die Franzosen bzw. Bayern „von 1796 bis 1814“ teilgenommen, „größtentheils als Lieutenant der Passeirerschützenkompagnie“. Besonders habe er sich „bei Rafenstein ob Bozen im Jahre 1797“ ausgezeichnet, „in einer Schanze, die von den Franzosen vergeblich gestürmt ward“. Darüber hinaus umfasst auch Auers künstlerisches Schaffen eine Reihe von Arbeiten, die mit den Franzosenkriegen in Verbindung stehen.
Für die Pfarrkirche von St. Martin in Passeier schuf der Maler im Jahr 1801 nicht nur das von Peter Illmer, Johann Galler und Peter Verdorfer gestiftete Herz-Jesu-Bild, sondern auch ein Fahnenblatt, auf dem er die Darstellungen der Herzen Jesu und Mariae mit Szenen aus dem Verteidigungskrieg gegen die von Süden nach Südtirol vordringenden Franzosen in den Jahren 1796-99 kombiniert hat. Auch für das Herz-Jesu-Bild in der Pfarrkirche von Moos sowie für die Darstellungen der Herzen Jesu und Mariae in der Kapelle Mariä Opferung auf der Mörre oberhalb von St. Martin kommt Auer als Autor in Frage. Die drei allesamt in den Jahren um 1800 entstandenen Herz-Jesu-Bilder und das Fahnenblatt erinnern an das „Herz-Jesu-Gelöbnis“ vom 1. Juni 1796, mit dem die Tiroler Landstände das Land Tirol angesichts der militärischen Bedrohung unter den Schutz des Herzens Jesu gestellt hatten. Die zwei Herz-Jesu-Darstellungen in St. Martin und jene in Moos sind eng an Pompeo Batonis Herz-Jesu-Bild in der Jesuitenkirche Il Gesù in Rom von 1767 angelehnt. Die genaue Identifikation der auf dem Fahnenblatt wiedergegebenen Schlachtenszenen steht noch aus.
Vom Tiroler Volksaufstand von 1809 und seinem Anführer Andreas Hofer sind keine Darstellungen von der Hand Auers bekannt. Dafür hat sich ein Aquarell aus dem Jahr 1810 erhalten, auf dem der Maler das Einrücken der Franzosen in St. Leonhard in Passeier wiedergegeben hat. Wohl ebenfalls von Auer stammt ein Votivbild, das ein Soldat zum Dank für die glückliche Heimkehr aus dem Rußlandfeldzug Napoleons von 1813 gestiftet hat. Wenn auf dem Votivbild neben Maria im Typus der „Mutter der Schönen Liebe“ (Wessobrunner Gnadenbild) und dem Soldatenheiligen Sebastian auch die ehemals in der Pfarrkirche von S. Martin verwahrte Monstranz mit der Heilig-Blut-Reliquie dargestellt ist, so verweist dies auf eben diese Kirche als Bestimmungsort des Gemäldes (das Aquarell und das Votivbild heute in St. Leonhard, MuseumPasseier).
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